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Studie: Mittelständische Zulieferer unter Druck

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VW produktion

Veränderungen in der Automobilbranche zwingen vor allem kleine und mittelständische Zulieferer zum Strategiewechsel. Bild: Volkswagen

Veränderungen in den globalen Spielregeln der Automobilbranche führen zu einem deutlichen Transformationsdruck vor allem für kleine und mittelständische Zulieferer. Dieses Fazit zieht Professor Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) zum Abschluss eines zweijährigen Forschungsprojektes. In dessen Rahmen wurden Tiefeninterviews mit Geschäftsführern geführt, Fallanalysen von beispielhaften Zulieferunternehmen analysiert und eine schriftlichen Befragung von 129 deutschen Zulieferbetrieben durchgeführt. “Zur Sicherung der künftigen Überlebens- und Wettbewerbsfähigkeit sind weitreichende Strategieveränderungen und Umbauprozesse notwendig, die manche Automobilzulieferunternehmen überfordern werden”, ist sich Bratzel sicher.

Mittelständische Zuliefer befinden sich immer mehr in einer “Sandwichposition”, so die Autoren: Einerseits verschlechtert sich ihre die bisherige Umsatzbasis, da die Automobilproduktion in Deutschland und Europa mittel- bzw. langfristig nicht mehr wachsen wird und die Wettbewerbsbedingungen im Standortvergleich schlechter werden. Andererseits fehlen vielen mittelständischen Automobilzulieferern die Ressourcen, um es mit den großen Playern in punkto Internationalisierung, Technologiedynamik und Kostendruck aufzunehmen, so ein Ergebnis der Studie. Diese Veränderungen sorgen für einen enormen Handlungsdruck und erfordern “eher radikalere Schritte der Transformation und des Umbaus, namentlich in punkto Internationalisierung, Volumen- bzw. Größenwachstum sowie Technologie- und Kompetenzerweiterung”, heißt es weiter.

Zudem verliere der Standort Deutschland an Wettbewerbsfähigkeit. 91 Prozent der Befragten glauben, dass vor allem steigende Energiekosten einen Wettbewerbsnachteil erzeugen, 76 Prozent befürchten, dass zu hohe Lohnkosten Arbeitsplätze gefährden. Zulieferer-KMU müssten daher besonders im Ausland wachsen. “Aufgrund des stagnierenden europäischen Automobilmarktes und der zunehmend globalisierten Produktionsstrukturen der Hersteller wird daher ein Auslandsengagement für die mittelständischen Automobilzulieferer immer wichtiger”, so Studienleiter Bratzel. Bisher verfügen jedoch lediglich 34 Prozent der befragten Zulieferer über einen Auslandsstandort. Die relativ weite räumliche Trennung zum Heimatstandort sowie die ohnehin recht dünne Personaldecke bei Zulieferer-KMU mache die Internationalisierung für diese Unternehmen jedoch schwierig, so die Autoren.

Positiv wirke sich hingegen die Modell- und Variantenvielfalt im Automobilbau aus. Hier können die Zulieferer-KMU ihre traditionellen Stärken ausspielen, so die Autoren. Allerdings befinde sich die Modell- und Variantenvielfalt der OEM nach Einschätzung des CAM nahezu auf dem Höhepunkt. Überwiegend positiv wird auch der Technologiewandel eingeschätzt. Über 81 Prozent der Automotive KMU geben in der Befragung an, dass sie sich durch “Prozessinnovationen” und ihren “Technologievorsprung” von ihren Konkurrenten abheben können. Zum Problem könnte indes der steigende Preisdruck sein: In der Befragung stimmen 59 Prozent der Zulieferer der Aussage zu, dass der Einkauf ihres Hauptkunden vorwiegend preisgetrieben ist. Gerade für kleinere mittelständische Zulieferer seien diese Treiber eine enorme Bedrohung. “Kurzfristig denkende Einkäufer oder entpersonalisierte Vergaben sind daher Gift für mittelständische Zulieferer, die ihre Stärken vornehmlich durch persönliche vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Fachabteilungen ausspielen können”, heißt es in der Studie.

Um mittel- bis langfristig bestehen zu können, sind demnach weitreichende Strategiewechsel bei den Zulieferer-KMU notwendig, so das Fazit der Autoren. Erheblichen Nachholbedarf haben nach Einschätzung der Studie etwa 40 Prozent aller kleinen und mittelständischen Automobilzulieferer in Deutschland. Das Fazit von Stefan Bratzel: “Die Transformationsstrategien sind für Automotive KMU ebenso alternativlos wie voraussetzungsvoll und risikoreich. Viele der untersuchten mittelständischen Automobilzulieferer haben jedoch bereits entsprechende Umbauprozesse eingeleitet und profitieren von einer weltweit wachsenden Automobilproduktion. Andere haben diesen Strategiewechsel noch vor sich.”

 

 

 

 

 

 

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